Die Kunst der Teilnahme

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BIS ZUM 19. APRIL 2020 GESCHLOSSEN!!!

Kann Kunst ein Geschenk sein? Dieser Frage widmet sich der Gropius Bau in Berlin, der vom 27. März bis 07. Juni 2020 Lee Mingweis künstlerisches Schaffen der letzten drei Jahrzehnte in der Einzelausstellung Li, Geschenke und Rituale präsentiert.

von Delilah Werdermann

The Living Room, 2000–heute (Installationsansicht) aus der Ausstellung "Lee Mingwei and His Relations"

The Mending Project, 2009–heute (Installationsansicht) | © Foto: Taipei Fine Arts Museum (2015)

Portrait von Lee Mingwei

Lee Mingwei | © Foto:

Matteo Carcelli,

ursprünglich veröffentlicht

im Gallery Magazine

(Sep – Oct. 2016)

der National Gallery

of Victoria

1964 in Taiwan geboren, ist der mittlerweile in Paris und New York lebende Künstler international für seine interaktiven Mixed-Media-Installationen bekannt, bei denen Besucher zu Teilnehmern werden und Fremdes plötzlich vertraut wirkt. Seine Arbeiten werden vor allem von persönlichen Begegnungen inspiriert, die er dann seinen Projekten verarbeitet. Im Mittelpunkt von Mingweis künstlerischer Praxis steht häufig die Symbiose zwischen Geben und Nehmen, Schenken und Empfangen. Wer hier allerdings an Konsumgüter, Accessoires und andere Objekte denkt, ist auf dem Holzweg. Vielmehr sind es immaterielle Güte wie Lieder, Gespräche, Spaziergänge und der gewonnene Raum, um seine Gedanken schweifen zu lassen, die ein multimediales Kleinod kreieren.

Eines seiner bekanntesten Projekte ist die Ausstellung „Lee Mingwei and His Relations“, die 2014 zum ersten Mal im Mori Art Museum in Japan gezeigt wurde und wenig später in Taiwan sowie in Neuseeland. Unter anderem wurden die Besucher für „The Sleeping Project“ gebeten, Kleidung mitzubringen, in der sie gewöhnlich schlafen. Nach der Besprechung verblieb die Kleidung im Museum und wurde ein Teil der Ausstellung. Verschenkte Zeit ist für Mingwei noch immer besonders faszinierend, verschenkt man diese als Gastgeber. Deshalb lud er per Open Call im Herbst 2019 in Berlin unterschiedliche Menschen ein. In seiner kommenden Ausstellung werden sie als Gastgeber implementiert, um im Vorfeld ausgewählte Objekte zu präsentieren. In „The Living Room“ sollen persönliche Sammlungen gezeigt werden; eigene Textilien können mitgebracht, ausgebessert und anschließend bei „The Mending Project“ besprochen werden.

Neben der Vertrautheit, Intimität und Selbstwahrnehmung, die der Fremde beim Betreten der Installation erlebt, haben Lee Mingweis Arbeiten immer ein offenes Ende und können ihren Verlauf ganz abhängig vom Engagement und Einstellung der Teilnehmer verändern. Ganz gemäß der Maxime: das Wichtigste ist dabei zu sein. Das Ergebnis ist definitiv unerwartet. Es ist also wie mit einer Pralinenschachtel: Man weiß nie, was drin ist.

The Living Room, 2000–heute (Installationsansicht) aus der Ausstellung "Lee Mingwei and His Relations"

The Living Room, 2000–heute (Installationsansicht) | © Foto: Taipei Fine Arts Museum (2015)

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ÖFFNUNGSZEITEN

27. März bis 07. Juni 2020

Eröffnung: 26. März, 19 Uhr

Mittwoch bis Montag 10 Uhr bis 19 Uhr

Dienstag geschlossen

15€/10€

LOCATION

Gropius Bau

Niederkirchnerstraße 7

10963 Berlin

leemingwei.com

 

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