Milkyway In My Ears

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Von Delilah Werdermann

Seit jeher beschäftigt sich die Menschheit mit dem Universum und dieser doch so fernen Welt, die ständig über unseren Köpfen hängt. Astrologie, Sternbilder, Planeten, Raumfahrt: vor Jahrtausenden mit Mythen und Fantasien belegt, sind sie heute mehr und mehr Wissenschaftsobjekte. So unendlich wie das Universum ist, ist es auch die Forschung: Erstmalig hat die NASA einen Teil der berühmten Milchstraße hörbar gemacht.

Können Sie sich noch an den berühmten Außerirdischen ALF erinnern, der eines Tages in der Garage der Familie Tanner landet? Wenn ihm langweilig war, stimmte er gerne ein Lied an. Und anscheinend ist das musikalische Gen im Weltall präsenter, als wir dachten. Zum ersten Mal in der Geschichte hat das Chandra X-Ray Center (CXC) im US-amerikanischen Cambridge verschiedene Aufnahmen des Milchstraßenzentrums in einen einzigartigen Sound verwandelt.

Bisher prägten Teleskopaufnahmen unsere Wahrnehmung von der Milchstraße, je nach Art des Lichts sah sie jedes mal ein bisschen anders aus. Das „Sonification Project“ macht es jetzt möglich, die gesammelten Daten des Teleskops – jeweils bestehend aus den Zahlen 0 und 1 – nicht nur für unsere Augen, sondern auch für unsere Ohren zu übersetzen. In der Praxis bedeutet das: Das Licht von Objekten, die sich eher oben im Bild befinden, sind für uns als höhere Töne zu wahrzunehmen, während die Intensität des Lichts die Lautstärke regelt. Sterne werden dagegen in einzelne Noten umgewandelt, wobei ausgedehnte Gas- und Staubwolken fast an das Geräusch einer Drohne erinnern. Zum Crescendo gelangt die Audiospur, wenn sie den hellen Bereich rechts unten im Bild erreicht. So werden 26.000 Lichtjahre greifbar und hörbar wie noch nie gemacht.

Die einzelnen Teleskope fungieren dabei wie Solokünstler, dazu gehören das „NASA Chandra X-ray Observatory“, das „Hubble Space Telescope“ sowie das „Spitzer Space Telescope“. Wer aber Dirigent spielen will, kann den drei Teleskopen auch als ganzes Ensemble zuhören, während jedes davon ein anderes Instrument spielt. Dabei enthüllt jedes Bild der einzelnen Teleskope ein anderes Phänomen: Das Bild des Hubble-Teleskops zeigt energetische Regionen, in denen Sterne sozusagen geboren werden, während das Infrarotbild des Spitzer-Teleskops leuchtende Staubwolken mit komplexen Strukturen visualisiert. 

Röntgenstrahlen des Chandra-Teleskops zeigen dagegen Gaswolken, die durch Sternexplosionen und Ausströmungen des Sagittarius A* – ein schwarzes Loch und gleichzeitig aktiver Galaxienkern – auf mehrere Millionen Grad erhitzt wurden. Zusätzlich reihen sich in das musikalische Trio die Supernova Cassiopeia A und die sogenannten „Pillars of Creation“, bis zu 9,5 Lichtjahre lange Staubsäulen, ein. Zugegebenermaßen, einige Audiofrequenzen klingen recht befremdlich, wenn nicht sogar eher schaurig als schön, während andere ein kleiner Ausschnitt aus einem professionellen Orchester sein könnten. Trotzdem beweist das „Sonification Project“, dass die Forschung rund um den Weltraum und seine Hauptakteure noch viel Raum für Überraschungen offen lässt. Vielleicht sollte Hubert Kah den Refrain seines bekannten Liedes  „Sternenhimmel“ aus dem Jahre 1982 nochmals umdichten: „Ich hör‘ den Sternenhimmel, Sternenhimmel, oh oh…“

Fotocredits: © X-ray: NASA/CXC/SAO; Optical: NASA/STScI; IR: Spitzer NASA/JPL-Caltech; /NASA/CXC/SAO/K. Arcand, M. Russo & A. Santaguida, Milchstraße: NASA JPL & NASA/Adler/U. Chicago/Wesleyan/JPL-Caltech

Der Beitrag Milkyway In My Ears erschien zuerst auf Quality Magazine.