Prachtstücke

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von Marielle Kreienborg

„Mit gutem Schmuck ist es ein bisschen wie mit guten Rezepten. Es wäre zu schade, ihn nur für sich zu behalten“, findet Gisela Wiegert, eine der bedeutendsten deutschen Sammlerinnen von Modeschmuck. Modeschmuck besitzt einen eigenen künstlerischen Anspruch, der ihn vom Vorbild des „echten“ Schmucks abgrenzt.

Sie möchte die Freude an schönem Schmuck teilen und zeigt deshalb aktuell rund 500 Objekte aus ihrer Sammlung – allesamt Hochkaräter von Coco Chanel über ihre große Konkurrentin Schiaparelli bis hin zu Yves Saint Laurent und Christian Dior – in der Ausstellung „Bijoux Bijoux! Modeschmuck von Chanel bis Dior“ im Kunstgewerbemuseum in Berlin. Ihre Sammlung beinhaltet Meisterwerke des Modeschmucks von 1930 bis ins Jahr 2007, ergattert auf unzähligen Streifzügen durch Antiquitätenläden in Europa oder Amerika bzw. durch ein gut gepflegtes Kontaktnetzwerk zu Schmuckherstellern und privaten Händlern. Die beeindrucke Ausstellung ist Zeugnis von Gisela Wiegerts mehr als 30 Jahre währender Leidenschaft, „ständig auf der Jagd zu sein“. So erhaschen die Besucher beispielsweise einen Blick auf den Modeschmuck der amerikanischen Firma HAR, die in den 40er Jahren den gesamten Filmschmuck für die Traumfabrik Hollywood entwarf.

Coco Chanel
Collier mit grünen Blüten, 1960er-Jahre
Privatsammlung Gisela Wiegert
© Hartmut Springer, Gronau

 

Modeschmuck, ursprünglich aus unedlen oder halbedlen Materialien für die serielle und damit preisgünstigere Produktion gefertigt, ist heute zum unverzichtbaren, nicht mehr wegbaren Begleiter modischer Kleidung geworden. Es war Gabrielle Coco Chanel selbst, die das Tragen von Modeschmuck lancierte: Sie erkannte das kreative Potenzial von Modeschmuck und setzte ihn ab den frühen 30ern gezielt als gestalterisches Element in ihren Kollektionen ein. Andere Couturiers folgten und heute ist die Kreation eigener Schmucklinien in nahezu jedem großen Modehaus in jeder Saison gang und gäbe. Yves Saint Laurent blieb seinem Herzmotiv treu, während Elsa Schiaparelli versuchte, durch ihre Schmuckkollektion den individuellen Charakter einer jeden Frau herauszuarbeiten.

Auch für Christian, den Erfinder des New Looks und einer neuen, luxuriösen Weiblichkeit, war Schmuck von Anfang an integraler Bestandteil seines Schaffens. Dafür arbeitete das Couture-Haus exklusiv mit dem Pforzheimer Modeschmuckhersteller Henkel & Grosse zusammen, ehe Dior das Unternehmen im Jahr 2004 komplett übernahm. Besucher bewundern filigrane Arbeiten in Form Broschen, Perlen, Colliers, Ohrclips wie eine große Schleifenbrosche von Grossé, die Zirkusserie oder Kreationen mit dem Aura Borealis-Stein von Dior, ein Weintraubenvollier von Pricharé oder ein Collier mit geometrischen Entwürfen von William de Lillo, aber auch jüngere, üppigere Entwürfe afrikanischen Einfluss des genialen Exzentrikers John Galliano während seiner Zeit bei Dior.

Christian Dior
Collier aus Neusilber und Glassteinen in Vulkanoblau
Hersteller: Henkel & Grosse, 1962
Privatsammlung Gisela Wiegert
© Hartmut Springer, Gronau

 

Die Ausstellung selbst gliedert sich in zwei Teile: Der erste Part bietet einen einzigartigen Überblick der Entwicklung des Modeschmucks in Europa und USA von 1930 bis heute, während der zweite Teil ausschließlich den Kreationen des Hauses Dior gewidmet ist, nach Jahrzehnten gegliedert von 1955 bis 2007. Jedes der gezeigten Prachtexemplare existiert in maximal drei Ausführungen. Besucher genießen also nicht nur einen seltenen, sondern auch entsprechend kostspieligen Anblick.

Noch bis zum 27. Januar können Besucher, die Ausstellung rund um Couture-Schmuck bewundern und bei seinem Anblick gleich viel besser verstehen, was Mode und Schmuck untrennbar miteinander verbindet und wie beide sich unentwegt in Wechselwirkungen gegenseitig bedingen und inspirieren.

Moschino
Mehrreihiges Perlcollier mit roten Glasherzchen und Perlfransen, 1990er-Jahre
Privatsammlung Gisela Wiegert
© Hartmut Springer, Gronau

Bijoux Bijoux! Modeschmuck von Chanel bis Dior

13. Oktober 2018 – 27. Januar 2019

Kulturforum, Kunstgewerbemuseum

Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr, Sa+So 11-18 Uhr

Website

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