Rost in Peace

Batul to Buddha
Oktober 12, 2017
Barriere im Kopf
Oktober 12, 2017

Die sogenannten Barnfinds sind für Oldtimer-Liebhaber echte Schätze. Verborgen in Scheunen, verwuchert auf Feldern oder unter Ästen finden sich längst vergessene Klassiker auf vier Rädern. Der Lack ist ab, doch die nostalgische Schönheit bleibt.

Ob es die Sehnsucht nach der vermeintlich guten alten Zeit ist oder immer wiederkehrender Entdeckergeist, der Heribert Niehues quer durch die USA treibt? Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus Beidem, schließlich könnte sich irgendwo zwischen den schroffen Landschaften Kaliforniens und dem satten Grün Alabamas eine Auto-Perle verstecken. Seit Jahrzehnten begibt sich der Fotograf auf Tour durchs gelobte Land der Classic Cars und dokumentiert seine Zeitreise zu abseitigen Farmen und geisterhaften Wüstenstädten. Tief hinein in die amerikanische Seele.

Dass die Fundstücke der Barnfinds-Entdecker in der Regel nicht mehr fahrtauglich gemacht werden können, spielt dabei im Grunde keine Rolle. Passionierten Jägern und Sammlern geht es nicht um den lukrativen Topf voll Gold am Ende des Regenbogens. Vielmehr fesselt sie die nostalgische, fast morbide, Ausstrahlung der heruntergekommenen Auto-Ruinen. Ein neuer Bildband versammelt Niehues Relikte, die er in den Weiten der amerikanischen Landschaft in Szene setzte. Durch den Kontrast der metallenen Auto-Skelette und der lebendigen, sprießenden Natur, die sie vereinnahmt, entsteht eine geisterhaft friedliche Atmosphäre, die der Titel “Rost in peace” nicht treffender auf den Punkt bringen könnte.

Doch nicht nur verlassene Oldtimer, auch stillgelegte Tankstellen und alte Motels komplettieren das Roadtripgefühl zum Umblättern. Verrostete Kühlergrills und riesige Straßenkreuzer treffen hier auf leergefegte Diner und zerfallene Pick-ups. Für viele Betrachter zeigen die Auto-Friedhöfe lediglich verrotteten Industriemüll, doch für Heribert Niehues und andere Barnfinder symbolisieren sie ihre Schatzsuche nach pittoresken Klassikern, deren verwelkte Schönheit sie einfangen. “Rost in peace” versammelt diese melancholischen Aufnahmen US-amerikanischer Autoträume, die irgendwann am Wegesrand liegen blieben und in einen Dornröschenschlaf verfielen.

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