So nah und doch so fern

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Er ist weltberühmt und dennoch ein Mysterium – Banksy, der in Bristol geborene und bis heute  anonyme Graffiti-Künstler und Maler, ist dafür bekannt, die Grenzen des Kunstmarktes in Frage zu stellen. Mit „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ eröffnet jetzt in München eine umfassende Ausstellung zu Ehren der Kunstikone!

Fotocredits: © Dominik Gruss

Die neue Ausstellung, die im Isarforum des Deutschen Museums Weltpremiere feiert und bis mindestens 2. Mai 2021 gezeigt wird, dokumentiert mit mehr als 100 Motiven des Street-Art-Künstlers die gesamte Schaffensperiode bis heute: Gezeigt werden Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Stoff, Aluminium, Forex und Plexiglas, darunter auch einige Originale, die eigens für diese Sonderschau reproduziert und zusammengetragen wurden. Eine speziell produzierte Videodokumentation beleuchtet die wichtigsten Karrierestationen. Zum Verkauf stehen die Werke allerdings nicht.

Zu den Highlights der Ausstellung zählen unter anderem die weltweit einzigartige, originalgetreue Nachbildung des Londoner U-Bahn-Waggons, den Banksy im Juli 2020 mit Masken und Ratten mit der Message besprühte: „Wenn Du keine Maske trägst, kapierst Du es nicht.“ Es ist eine kostbare Momentaufnahme, denn diese Graffitis waren nur für wenige Stunden zu sehen, bevor sie von den Tube-Angestellten entfernt wurden. Die Besucher tauchen hier ein in den Londoner „Underground“ – echt mit Original-Sitzen, Fahrplan und Geräuschkulisse. Ein weiteres spannendes Element ist die „Zone 8“, eine „immersive experience“! Hier wird mit Projektionen, Musik und Original-Geräuschen für mehrere Minuten eine U-Bahn-Station nachempfunden, in der Banksys Werke erscheinen – ein intensives Erlebnis, als würde man inmitten der U-Bahn und der Kunst schweben. Für Furore gesorgt hatte 2018 das Werk „Girl With Balloon“, das nach der Versteigerung bei Sotheby‘s halb durch den Schredder fuhr. „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ ist die einzige Ausstellung weltweit, die davon eine Reproduktion zeigt. Ein weiteres Unikat ist das „Devolved Parliament“: Dieses Kunstwerk, das 2019 für eine Rekordsumme verkauft worden war, wurde für die Ausstellung ebenfalls originalgetreu nachgebildet gezeigt und in der beeindruckenden Darstellungsform des „Video Mappings“ präsentiert.

Kuratiert wird die Banksy-Ausstellung von Creativ Direktor Guillermo S. Quintana. Der 37-jährige mexikanische Künstler lebt heute in Berlin. Banksy beeinflusste den Kenner der Street-Art Branche von Anfang an; mit seiner Design Erfahrung entwickelte sich seine Kunst in Richtung Street-Art und Tape-Art. Außerdem schuf er zahlreiche Installationen, Wandmalerei und Malerei und kuratiert internationale Festivals und Ausstellungen.

Gemäß nach Banksys Motto „Copyright is for losers ©TM“ ist auch diese Hommage aufgrund seines anonymen Status nicht offiziell authorisiert.

Guillermo S. Quintana & Oliver Forster | Foto: © Patrick Art

Wer ist Banksy?

Beim Thema Street-Art kommt man nicht an ihm vorbei: Banksy, der wahrscheinlich berühmteste und wohl auch mysteriöseste Graffiti-Künstler der Welt. Seine Identität hält der Schätzungen zu Folge etwa 45-jährige Brite bislang erfolgreich geheim. Seine Werke dagegen erobern international nicht nur die Straßen, sondern auch die Auktionshäuser, und das höchst erfolgreich: Er gilt derzeit als einer der teuersten Künstler der Gegenwart! Banksy ist Untergrundkämpfer, Hotelbetreiber und ohne Zweifel der unumstrittene König der Straßenkunst, ein genialer Geist und Starkünstler, der mit seinen mal ironischen, mal politischen, aber stets poetischen Arbeiten die Menschen berührt und ihnen aus der Seele spricht. Als die Stadt Bristol 2009 ihre Bürger abstimmen ließ, ob Banksy-Arbeiten aus dem Stadtbild entfernt werden sollen, entschieden sich 97 Prozent dagegen. Ein eindeutiges Votum für seine Kunst. Banksy ist ein Star weit über die Grenzen des Kunstmarktes hinaus. Bereits 2010 setzte ihn das „Time Magazine“ erstmals auf seine Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt, neben Persönlichkeiten wie Barack Obama, Steve Jobs oder Lady GaGa.

Bis heute weiß niemand, wer Banksy ist oder wie er wirklich heißt, aber jeder kennt seine Bilder, die überall über Nacht an den Wänden der Städte auftauchen und zum Teil provozierende Kommentare zum Weltgeschehen abgeben. Mittlerweile hat das Phantom der Kunstwelt längst Kunstgeschichte geschrieben. Millionen, darunter im klassischen Sinne auch weniger kunstaffine Menschen, kennen und bewundern seine Motive. Dabei sind es besonders seine jüngsten Werke wie das Gemälde „Game Changer“ als Widmung für das Krankenhauspersonal in Southampton oder seine Guerilla-Aktion mit den weltweit berühmt gewordenen Ratten in der Londoner U-Bahn, die ihn zuletzt immer populärer haben werden lassen. Zahlreiche seiner Bilder haben den Weg auch in den kommerziellen Alltag gefunden. Die Frage, ob Street-Art kommerzialisiert werden darf, steht auf einem anderen Papier. Und darf natürlich diskutiert werden. Darf seine Kunst ausgestellt werden oder darf Street-Art im Allgemeinen überhaupt im Museum oder in Galerien gezeigt werden? Denn schließlich ist Banksy ja auch ein Synonym für das Ablehnen von Kommerz. Und doch sollen seine Botschaften jeden erreichen!

Weitere Infos und Timeslot-Tickets (ab Ausstellungsbeginn auch an der Tageskasse) gibt es unter mystery-banksy.com.

Isarforum auf der Ludwigsbrücke, Forum am Deutschen Museum, München

„The Mystery of Banksy – A Genius Mind“

10. März 2021 – 02. Mai 2021

Der Beitrag So nah und doch so fern erschien zuerst auf Quality Magazine.