The Boilermaker – Das Comeback des „Herrengedecks“

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Ein Herrengedeck ist altbacken. Das ist grundsätzlich kein Problem. Gute Bars sind an der einen und anderen Stelle ebenfalls konservative. Aber „Altbackenem“ fehlt die Klasse. Und eine gute Bar und Ihre Gäste sollten Klasse haben. Gelegentlich wird in den Kneipen des Landes noch ein „Herrengedeck“ bestellt. Ein Bier und ein „Schnaps“. Ein Korn, ein Kümmel, ein Aquavit kommen ins Glas. Kräutriges, Likörchen und Früchtiges sind dem echten „Herrengedeck“ ein Dorn im Auge. Soviel Ehrlichkeit hat eigentlich Sympathie verdient. Bartender mögen Pur-Trinker. Mit zunehmenden Diensthalter hinter den Tresen des Landes gewinnt man Sympathie für die Puristen. Die Puristen werden oft die Freunde der Bartender.  Die Moscow Mule trinkenden Massen am Wochenende werden ebenfalls freundlich bedient, wohl wissend sich aus diesen Reihen der Drink-Novizen über Jahre der eine oder andere brauchbare Stammgast rekrutieren lässt, aber die Sympathie gilt oft den Puristen.

Aber dennoch. eine Herrengedeck Bestellung in einer guten Bar war bis vor einigen Jahren fast unmöglich. Die Erklärung ist im Nachhinein einfach: Schuld war das Bier.Langweile, gleichgeschaltete, Massenbiere haben über Jahre die ach so berühmte Bier Nation Deutschland bei den Kennern eher in eine Bemitleidenswerte Ecke gestellt. Doch seit ein paar Jahren wächst die Liebe zur Biervielfalt, produziert von kleinen, kreativen Produzenten atemberauschend. Plötzlich gibt es Bier in vielen Stilistiken, Macharten und Darreichungsformen. Und spätestens seit Biere in Champagner Qualität und zu ähnlichen Preisen feilgeboten werden, findet gutes Bier wieder Einzug in gute Bars. Und plötzlich erinnern sich Gäste und Bartender guter alter Traditionen und kombinieren gute Spirituosen mit guten Biersorten. Und ein angelsächsischer Begriff erklingt mehrfach am Abend über die Bartresen des Landes: der Boilermaker feiert ein Comeback. Als Boilermaker bezeichnet klassisch  die Order „Beer & Whisky“.

 

Wer heute einen Boilermaker bestellt bekommt z.B: ein herbes Pale Ale serviert, dazu eine Unze 12 Jahre Elijah Craig Bourbon an die Seite. Hier wird nichts auf Ex getrunken, sondern genossen. Und in kurzen Schlücken mixen sich im Mund Bitteres Bier und die Süße vom Mais. Von Herrengedecken kann glücklicherweise nicht mehr die Rede sein. Denn die Damen bestellen die straighte Mischung fast schon regelmässiger als der eine oder andere „Herr“. Aber wem lieber nach etwas klarem ist, wird auch nicht enttäuscht: Neben einen Glas frischem, leicht säuerlichem „Wit Bier“ belgischer Machart trohnt neuerdings auf dem Tresenbrett ein massiver Tumbler mit eine großen kristallklaren Stück Eis. Darin befindet sich zwei Finger breit Monkey 47 Gin aus dem Schwarzwald. Sein Kreateur, Christoph Keller, gilt als einer der besten Obstbrand Hersteller der Welt. Und endlich geniessen die Freunde der neuen Gin-Macharten sein Destillat ohne das Zuckersüße Tonic – dafür mit einen außergewöhnlichen Schluck Bier.

Das Herrengedeck ist zurück. Es hat aber nichts mehr mit „alten Herren“ zu tun. Hochwertige Spirituosen werden mit einem Schluck „Erfrischendem“ genossen. Und wer das ungewöhnlichste Gedeck zu Ehren einer Dame verkosten möchte, sollte sich zu Beate Hinderman in die Victoria Bar nach Berlin aufmachen. Bestellen Sie dort ein „Hildegard Knef Gedächtnis Gedeckt“ . Ein kleines Glas Champagner und ein eiskalter, ausgesuchter Vodka werden Ihnen auf einem feinem Silbertablett gereicht. Dieses  „Damengedeckt“  war niemals Tod. Klasse überlebt – manchmal gerät sie nur für einige Zeit in Vergessenheit.

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