Die Wiege des Lebens auf der Erde lag einst in den Händen der winzigen Blaugrün-Algen. Aus Kohlenstoffdioxid produzierten sie den Sauerstoff für die Atmosphäre – die Grundbedingung für das uns bekannte Leben. Heute feiern Mikroalgen ihre Renaissance: als Superfood zum Selbst-Anbauen in den Vertical Gardens unserer künftigen Wohnräume.
Es ist der Versuch die Mikroalge von ihrem Image als schleimig und ungenießbar zu befreien: denn auch wenn man sie im Alltag vorwiegend aus stehenden oder gekippten Gewässern kennt, sind Forscher sich einig, dass wir sie bald auf unseren Speiseplänen wiederfinden werden – mit Pflanzen aus der hauseigenen Algen-Farm.
Das Projekt „The Coral“ des Koreaners Hyunseok An, Absolvent der Rhode Island School of Design, liefert einen Vorschlag, wie sie aussehen kann. Mit den 16 quadratischen Zellen zur Befestigung an der Wand, verbindet „The Coral“ stilvolles Design mit dem praktischen Konzept des Vertical Gardens. Durch die Verbindung von Nutzen und Ästhetik entsteht eine Symbiose für die Zukunft, quasi als Symbol einer Öko-Designbalance.
Das Indoor Farming System ist simpel: man befüllt die transparenten Kuben mit einigen Pflanzen, gereinigtem Wasser, Salz und einer speziellen Nahrungsmittellösung. Im Wachstumsprozess durchläuft die Alge das Spektrum der Grüntöne – von einem leichten hellen bis zu einem satten dunklen Grün im letzten Reifestadium. Das Farbenspiel bildet das design-technische Herz des Projekts. Eine smarte Idee, denn schließlich ist die Farbe Grün im eigenen Umfeld für seine beruhigende Wirkung bekannt.
Wenn man den Nutzen der Mikroalge betrachtet, dann ist es wunderlich, dass sie nicht schon längst ihren festen Platz in unseren Wohnzimmern und Ernährungsplänen eingenommen hat. Nahrungsmittelnachfrage, Gesundheit und Veganismus – in all diesen Bereichen liefert sie Antworten auf zentrale Problemstellungen.
Reich an Vitamin B12, Ballaststoffen und Magnesium sowie zur Hälfte aus Proteinen bestehend, sind die Pflanzen wahre Energiebündel. Spirulina und Chlorella sind vielen vielleicht schon ein Begriff: Die beiden Algensorten werden Smoothies in Pulverform gerne als gesunder Zusatz beigemischt. Ob als Algen-Latte oder -Tagliatelle mit in Knoblauchöl geschwenkten Gambas – über kurz oder lang sollen sie weltweit unseren kulinarischen Horizont zugunsten von Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft sinnig erweitern.
Glückt die Umwertung der Ästhetik der Mikroalge, dann ist es vorstellbar, dass nicht nur die städtische Avantgarde mit Vorliebe für ausgefallene Küche mit der Anschaffung einer häuslichen Algen-Farm liebäugelt. „The Coral“ bildet dafür einen galanten Auftakt.
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